Wachsende Diabetes-Gefahr bei Jugendlichen
Steigender Zuckerkonsum als Risikofaktor Nummer 1
Anlässlich des Weltdiabetestages am 14. November warnt die IKK Südwest in Zusammenarbeit mit dem saarländischen Kinderdiabetologen, Dr. med. Carsten Graf, vor einer starken Zunahme von Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. Immer mehr junge Versicherte der IKK Südwest sind krankhaft übergewichtig, zeigt eine aktuelle Studie der regionalen Krankenkasse. Damit erhöhen die Betroffenen das Risiko für einen späteren Typ-2-Diabetes um ein Vielfaches. Immer stärker in den Fokus gerät dabei das Genussmittel Zucker.
Die Coronapandemie hatte zu einem vorübergehenden Rückgang der Diagnosen von Diabetes Typ 2 geführt, da viele Menschen den Besuch von Arztpraxen gemieden haben. Nun jedoch kehrt die Zahl der Neudiagnosen auf das Vor-Corona-Niveau zurück. Die Neudiagnosen bei krankhaftem Übergewicht hingegen steigen weiter stark an. Nach einer IKK-Analyse unter ihren Versicherten im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Hessen sind allein zwischen 2019 und 2021 sind die Zahlen der Adipositas-Neuerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von vier bis 19 Jahren um fast zehn Prozent angestiegen.
„Ich gehe aus diesem Grund fest von einem weiteren, drastischen Anstieg junger Typ-2-Diabetiker in den kommenden Jahren aus. Unsere Analyse zeigt viele, bereits schwerkranke Kinder und Jugendliche, die zusätzlich zu Adipositas oft mehrere Erkrankungen gleichzeitig haben und dadurch ungehindert in die Gesundheitsfalle Typ-2-Diabetes laufen“, erklärt Professor Dr. Jörg Loth, Vorstandsvorsitzender der IKK Südwest. Bei den Begleiterkrankungen, die Kinder mit krankhaftem Übergewicht haben, handelt es sich überwiegend um Bluthochdruck, Fettleber, Muskel-Skelett-Erkrankungen bis hin zu Depressionen – Erkrankungen, die sich unter den betroffenen Kindern und Jugendlichen seit 2017 teilweise verdoppelt und sogar teilweise verdreifacht haben. Der Kassen-Chef bezeichnet die Erkenntnisse aus der IKK-Analyse als alarmierend und sieht dringenden Handlungsbedarf: „Diese Entwicklung macht deutlich, dass wir an Präventionsmaßnahmen, wie an der Kontrolle und an einem verpflichtenden Angebot von gesundem, frisch zubereitetem Essen in Schulen und Kitas künftig nicht vorbeikommen. Aber auch das diskutierte Werbeverbot für stark zuckerhaltiger Lebensmittel, das sich auch auf soziale Medien wie TikTok beziehen sollte, sind notwendiger denn je“, betont der Chef der IKK Südwest.
Woher aber kommt die stark steigende Zahl erkrankter Kinder und Jugendlicher?
Vor allem im zunehmenden und oft unkontrollierten Zuckerkonsum bei Kindern sieht Dr. med. Carsten Graf, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und Kinderdiabetologe aus Lebach, den wichtigsten Anknüpfungspunkt: „Die Zunahme von Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen ist direkt mit der steigenden Zahl übergewichtiger und adipöser junger Menschen verbunden. Mindestens 15 % der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig und mindestens 6 % leiden an Adipositas. Ein wesentlicher Faktor dafür ist der übermäßige Konsum von Zucker, sowohl aus direkten als auch indirekten Quellen.“
Die WHO empfiehlt, dass weniger als zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr eines Kindes aus Zucker stammen sollten, idealerweise sogar weniger als fünf Prozent. Kinder sollten demzufolge nicht mehr als 25 Gramm Zucker pro Tag zu sich nehmen.
Zu hoher Zuckerkonsum stellt ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar
„Für Säuglinge und Kleinkinder unter zwei Jahren vermeidet man Zuckerzusatz in Speisen und Getränken am besten gänzlich“, ergänzt Graf. Die größte Gefahr für übermäßigen und damit ungesunden Zuckerkonsum sieht der Kinderdiabetologe in „vermeidlich gesunden „Kinderprodukten“ wie zum Beispiel Kindermüsli, Milchschnitte, Fruchtzwerge, aber auch bereits in den sogenannten Quetschies, die viel versteckte Zucker enthalten“. Der Kinderarzt ergänzt: „Besonders die Lebensmittelindustrie verwendet verschiedene Zuckerarten und Süßungsmittel, um den tatsächlichen Zuckergehalt von Produkten zu verschleiern. Verbraucher werden oft in die Irre geführt, da der Zucker nicht immer als solcher auf der Zutatenliste erscheint“, sagt Graf und ergänzt, dass in der Liste der Inhaltsstoffe auf Begriffe wie Glukosesirup, Süßmolkenpulver oder Malzextrakt zu achten, denn diese können den Zuckergehalt verschleiern. Auch Produkte, die als ‚weniger süß‘ gekennzeichnet sind, können unverändert viel Zucker enthalten, da eine andere Zuckerart verwendet werde.
Industrie in die Pflicht: Mehr Transparenz notwendig
Zudem spricht sich der Kinderdiabetologe für eine konsequente Markierung und Kennzeichnung von Lebensmitteln aus, um Verbrauchertäuschung zu vermeiden. Eine Lebensmittel-Ampel und Hinweise auf alle Zuckerquellen seien hier hilfreich. Ebenso könnte die Preispolitik verändert werden, indem stark zuckerhaltige Produkte wie Cola und Limonaden deutlich teurer als Mineralwasser angeboten werden. Um die Gesundheit ihrer Kinder zu fördern, empfiehlt der Kinderarzt Eltern, eine Vorbildfunktion zu übernehmen. „In Familien, die regelmäßig körperlich aktiv sind und selbstgekochte, gesunde Mahlzeiten zu sich nehmen, treten oft weniger Probleme mit Übergewicht auf. Eltern sollten sich zudem über gesunde Ernährung informieren und nicht allein auf Werbeversprechen vertrauen. Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bieten hier wertvolle Orientierung.“
Um der Problematik des zu hohen Zuckerkonsums effektiv zu begegnen, schlägt die IKK Südwest zudem die Einführung eines Zuckerzertifikathandels vor. Dieses innovative System könnte ähnlich wie der Emissionshandel funktionieren, indem es Unternehmen dazu verpflichtet, Zertifikate für die Menge an Zucker zu erwerben, die sie in ihren Produkten verwenden. Dies würde nicht nur Anreize schaffen, den Zuckergehalt in Lebensmitteln zu reduzieren, sondern auch die Transparenz für Verbraucher erhöhen. „Ein Zuckerzertifikathandel könnte eine effektive Maßnahme sein, um den übermäßigen Zuckerkonsum einzudämmen und die Gesundheit zu fördern“, bekräftigt IKK-Südwest-Chef Loth abschließend.
Die IKK Südwest
Aktuell betreut die IKK Südwest mehr als 635.000 Versicherte und über 90.000 Betriebe in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Versicherte und Interessenten können auf eine persönliche Betreuung in unseren 18 Kundencentern in der Region vertrauen. Darüber hinaus ist die IKK Südwest an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr über die IKK Service-Hotline 0681/ 3876 1000 oder www.ikk-suedwest.de zu erreichen.